Hallo liebe Zauberer und Muggel 🙂
In den meisten Blogs gibt es eine sehr Wikipedia-ähnliche Erklärung zum Begriff Domestic Discipline (DD). Das ist dann meist so „Hallo! DD bedeutet laut WemAuchImmer das und jenes“. Sowas wollten wir nicht und haben uns daher entschieden, euch DD mal aus unserer Sicht zu definieren. Also ist das vor allem so, was DD für uns beide bedeutet. Dies ist also keine wissenschaftliche Theorie 😉 sondern ein rein subjektives Empfinden von uns beiden.
Grundsätzlich bedeutet Domestic Discpline erstmal, dass innerhalb einer Beziehung zweier Menschen, der eine den anderen hauen darf/soll/kann. (Kurz zum erläutern: Wir haben schon sehr früh festgellt, dass wir den Begriff „schlagen“ sehr befremdlich finden. Daher benutzen wir das Synonym „hauen“ dafür.) Domestic bedeutet im deutschen ja häuslich, somit geht man von Beziehungen aus, die in einer häuslichen Gemeinschaft leben. In erster Linie sind dies wohl Partnerschaften, könnte aber wohl, rein vom Konzept her, auch in einer WG funktionieren. Wir sind also ein Paar das nun zusammen wohnt und Ben darf Klara hauen. So mal rein vom Prinzip. Wir erfüllen also im absoluten Klischee von DD das Rollenbild des aktiven Mannes und der passiven Frau. Diese Rollen können aber in jeder Beziehung getauscht oder anders sein. Ebenso gibt es Paare die das gleichwertig ausleben. In denen gibt es also keinen rein aktiven oder passiven Part sondern nur einen „Sünder“ und eben den Partner der bestraft. Hier spricht man oft vom „switchen“. Wenn man jetzt Google bemüht, findet man sehr viele englischsprachige Blogs, die vor dem Domestic Discipline noch den Begriff „Christian“ haben. Es geht hierbei also um das Ausleben von DD in einem christlichen Kontext. Davon distanzieren wir uns nun mal weitmöglichst. Keiner von uns beiden glaubt daran, dass Ben die „Macht“ über Klara von Gott gegeben worden ist. Zusätzlich sind wir nicht mal gläubig und können, außer zur Belustigung, nicht wirklich etwas damit anfangen.
DD kann sehr schnell in den Sektor von häuslicher Gewalt geschoben werden. Dabei wird oft behauptet, dass der passive Part in dieses Beziehungsmodell gedrängt wird, bzw. das man vom aktiven Part so manipuliert worden ist, dass man dieser Beziehungsart zustimmte. Wir für uns sehen das so, dass sich DD zur häuslichen Gewalt genauso verhält, wie Sex zu einer Vergewaltigung. Ohne das freiwillige Einverständnis des passiven Parts funktioniert das ganze nicht. Das bedeutet eben auch, dass ohne dieses Einverständnis eine solche Beziehung nicht zu befürworten ist. Bei uns ging der Wunsch nach diesem Beziehungsmodell sehr deutlich von uns beiden aus. Wir merkten schnell, dass uns dieses Konzept sehr zusagt und haben das frühzeitig miteinander kommuniziert (eigtl. haben wir darüber schon gesprochen, bevor wir überhaupt ein Paar geworden sind). Oftmals ist es so, dass der Wunsch nach DD vom passiven Part ausgeht.
Wir hatten ein Gespräch in dem es um das Thema 24/7 aus dem BDSM Bereich gegangen ist. Dabei kam zur Sprache, dass Klara bisher mit diesem Thema eher negative Erfahrungen gemacht hat, da es für sie zu Übergriffigkeiten des Partners kam. In diesem Gespräch kam aber auch auf, dass Klara sich bei Ben nicht ein einziges mal so gefühlt hat. Es gibt zwischen uns beiden somit kein künstlich erzeugtes Machtgefälle wie im 24/7 BDSM. Wir sind stets auf Augenhöhe in unserer Beziehung. Ben dominiert Klara in keinem Moment sondern ist eher die schützende Hand über ihr. Klara hat sich ganz deutlich dafür entschieden, die sogenannte „Macht“ an Ben abzugeben (also die Erlaubnis Klara zu hauen). Das bedeutet nicht, dass im DD der aktive Part direkte Macht über den Passiven hat, weil die Macht nur durch den Passiven an den Aktiven gegeben worden ist. Diese kann also genauso schnell wieder entzogen werden. Das oben erwähnte freiwillige Einverständnis. Die „Macht“ des Aktiven ist also an das Einverständnis der Passiven gebunden. In einer gesunden Beziehung (und wir sehen unsere als sehr gesund 😉 ), gibt es kein Machtgefälle zwischen den Partnern. Ben entscheidet nicht über Klara sondern wir sind in einem stetigen Austausch auf Augenhöhe. Nur in den Momenten der Strafen verschwindet diese für den Augenblick. Im Allgemeinen wird nicht einfach Bens Wille Klara aufgezwungen. Strafen sind hierbei für uns aber kein „Führen“ oder „dominieren“, sondern eher ein Schubs in die richtige Richtung. Also oftmals ein Schubs in die Richtung, in die Klara sowieso gehen möchte, es aber aus eigenen Stücken nicht schafft, oder ein Schubs aus einer „Gefahrensituation“ bzw. dass es erst gar nicht zu einer Gefahr kommt. (Klara besitzt ein hohes Potential an „Ich bringe mich in Gefahr“.) Das sind jedoch nicht die einzigen Gründe, die zu Strafen führen. Wir haben Bereiche mit ausgemachten Sachen, wenn diese nicht funktionieren, hat das Konsequenzen. Dazu zählen gemeinsam ausgemachte Regeln ( als „kurzes“ Bsp.: relativ kurz nachdem wir uns kennengelernt haben, unterhielten wir uns darüber, dass Klara über den Tag viel zu wenig trinkt. Die Folge daraus war, dass sie in regelmäßigen Abständen einfach umgekippt ist. Nach langen endlosen Diskussionen darüber, haben wir dazu Regeln aufgestellt. Wird dagegen „verstoßen“ wird sie dafür bestraft). Ebenso gehört dazu, wenn etwas ausgemacht war (Bsp. einen Arzttermin ausmachen) und sich nicht dran gehalten worden ist. Bei Gelegenheit führen wir genauer aus was Strafe bei uns bedeutet.
Zum Schluss noch ein paar Dinge, von denen wir uns distanzieren wollen: Wir möchten DD noch einmal sehr deutlich vom BDSM abgrenzen. Die Unterschiede für uns hierbei sind zum einen, dass es bei DD um das echte Leben geht und keine künstlichen Szenarien erstellt werden. Es ist also nicht nur ein „Spiel“ sondern unser permanenter Lebensstil. Wo vielleicht noch so mancher BDSMler sagen könnte „Ja, aber das ist doch 24/7 BDSM“, kommt hier unser Hauptunterschied: Anders als im BDSM ist DD nicht sexuell motiviert. Das Ziel von DD ist nicht Lustgewinn, sondern die Förderung der Beziehungsharmonie.
Und wo wir gerade beim distanzieren sind. Anders als in den Mainstream Medien häufig dargestellt (wir denken hier an Filme wie Secretary oder die 50 Shades Reihe), sind wir weder gestört, durch unsere Kindheit traumatisiert oder haben sonst welche psychischen Störungen. Wir sind ganz normale Menschen und wenn man es von uns nicht weiß, würde man es auch nie ahnen, dass wir DD leben.
03. Februar 2018